Die Intensität und Wirkung von Dynamik geht unter die Haut…
Was kann Dynamik und wozu brauche ich sie?
Spannung erzeugen wie beim Geschichten erzählen, das kann Dynamik.
Als Lautstärkenregler
ist sie das wichtigste und effektivste Gestaltungstool für Ausdruckstärke, Spannungsbögen und Emotionen. Dynamik hat eine große Amplitude von sehr laut bis sehr leise – meistens bewegt man sich in der oberen Hälfte und nutzt 50 % des Spektrums, also den unteren leisen Bereich nicht. Dadurch ist in der Lautstärke und Dynamik nicht besonders viel Bewegung drin.
Alles ähnlich…
Wie bei einem Schauspieler auf einer Bühne braucht es übergroße Gesten, denn normal wirkt belanglos, hat auf die Distanz zu wenig Aussagekraft und Intensität und kommt einfach beim Zuschauer nicht an. Deshalb spiele Dynamik immer mit gefühlt großer Geste und theatralisch übertrieben. Also leise bedeutet extrem leise, ansonsten wirkt alles so halblaut. Das ist gewöhnungsbedürftig, aber notwendig. Anders als der Musiker ist der Zuhörer vorbehaltslos. Du musst ihn überzeugen! Man liest ja auch nicht vorher das Drehbuch, um einen Film anzusehen. Die Intensität deines Spiels muss so stark sein, dass sie den Zuhörer packt und in das Stück hineinzieht – wie in eine spannende Geschichte.
Dynamik mit dem Instrument
Um Dynamik als Tool beim Spielen effektiv einsetzen zu können, brauchst du einen möglichst großen Spielraum in deiner Lautstärke, d.h. ein großes Spektrum von sehr leise bis laut. Laut ist einfach und kann jeder – einfach feste reingeblasen und schon geht’s. Aber leise? Dazu brauchst du eine gute Kontrolle und Führung über dein Instrument. Ran an den Speck.
Wie übernimmst du die Führung und Kontrolle?
Jeder Ton braucht ein Mindestmaß an Druck, damit der Ton zum einen überhaupt anspricht, zum anderen, damit lange Töne gut und wohltuend klingen.
Dieser benötigte Druck verteilt sich auf
- den Luftdruck, der durch das Reinblasen entsteht,
- den Ansatz, also die Lippenspannung, die den Anblasspalt zwischen Blatt und Mundstück reguliert
- die Stütze als aktiver Druckaufbau und Druckausgleich mit dem Zwerchfell, die richtige Balance beim Druckausgleich
Beim Spielen wird immer ein Gesamtdruck von 100% benötigt. Nehme ich an einer Komponente Druck raus, muss eine andere den fehlenden Druck ausgleichen, damit der Gesamtdruck wieder stimmt. Ohne die richtige Balance beim Druckausgleich ist der Ton instabil im Klang und Intonation, oder bricht mangels ausreichend Druck abrupt ganz ab.
Stütze und Dynamik 1
Je weniger Luftdruck, desto leiser der Ton, aber umso mehr Stütze zum Druckausgleich nötig. Je höher der Luftdruck, desto lauter der Ton, umso weniger muss die Stütze Druck übernehmen. Deshalb ist laut spielen auch viel einfacher – einfach kräftiger reinblasen, schon geht’s.
Stütze und Dynamik 2
Kontrolle übernehmen und leise spielen, wie mache ich das? Gehe an deine Grenzen deiner Fähigkeit, leise zu spielen, und erweitere sie kontinuierlich. Atme mit Schreckatmung ein und installiere zeitgleich die Zwerchfellstütze. Dann spiele den Ton in mittlere Lautstärke an und verringere langsam und kontinuierlich den Luftstrom.
Je weniger Luftdruck du zugibst, umso mehr achte auf den Gegendruck der Stütze.
Der Ton bricht ab, was tun?
Du bist am Limit. Das ist gut so. Ein klares Limit hilft beim Weiter entwickeln und kannst dich von hier aus weiter entwickeln. Das Ganze ist ein Übungskreislauf, um deinen Spielraum zu erweitern. Wenn der Ton abbricht, versuche mit aktiver Anspannung des Zwerchfells, sowie leicht erhöhtem Lippendruck den Ton wieder zurückzuholen und zu stabilisieren. Wenn der Ton nach wie vor wegbleibt, erhöhe minimal wieder den Luftdruck, aber nur soweit, bis der Ton wieder anspricht und stabil steht.
Setze bewusst wieder die Stütze als Druckausgleich ein und starte gleich den nächsten Versuch:
Luftdruck raus, leise zu werden – bis der Ton wieder abbricht.
Raus aus der Komfortzone
Wenn der Ton nicht abbricht, befindest du dich noch innerhalb deiner Komfortzone. Es geht darum, deine Grenzen auszuloten und deinen Spielraum in der leisen Zone zu erweitern. Also trau dich raus aus der Wohlfühlzone, nehme Luftdruck raus und werde noch leiser.
Wie weit kannst du gehen?
Lote es aus und drücke die Grenzen auf. Das ist wichtig, die Amplitude in der Lautstärke gut zu kennen und beim Spielen eines Stückes deinen gesamten Spielraum zu nutzen. Bricht der Ton ab, bist du am Limit.Das ist gut so. Nur so lernst du deine Grenzen kennen.
Stützen, stützen und nochmals stützen!
Gib einfach wieder mehr Stütze, Lippenspannung und Luftdruck zu, um wieder in deiner Komfortzone zu landen und den Ton wieder zu stabilisieren. Um dein Spektrum zu erweitern und deine Begrenzung im Leise-Bereich nach außen zu drücken,
pendelst du anschließend stetig zwischen deiner Komfortzone und deiner Außengrenze hin und her.
Nach und nach erweiterst du so dein Spektrum.